Das Feuer-Element – Lebendigkeit und Herzenergie nähren

von Bernd Monecke
Erschienen in KGS Ausgabe September 2015

Der Sommer und die Hitze sind in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dem Feuerelement zu geordnet. Sein Hauptorgan ist das Herz. Es steht für ruhige Freude und einen klaren Geist. Der Heilpraktiker Bernd Monecke beschreibt, wie wir durch einfache Maßnahmen das innere Feuer „hüten“ können.

Jetzt ist die Jahreszeit, in der es uns nach draußen zieht, in der wir Lust haben, Freunde zu treffen, tanzen zu gehen und an lauen Sommerabenden ums Feuer zu sitzen. Auch die Natur zeigt sich von ihrer kraftvollsten, yangigsten Seite. Die Blumen blühen und betören uns mit Ihrem Duft. Die Yang-Aspekte von Mensch und Natur, Geselligkeit und Aktivität sind dem Feuerelement zugeordnet. Das Hauptorgan des Feuerelements ist das Herz: Wenn unsere Herzenergie gesund ist, sind wir emotional ausgeglichen, offen und ehrlich, liebevoll, geistig klar und humorvoll. Dann können wir mit unserer Umgebung, mit Menschen, Tieren und der Natur in Kontakt gehen. Wir sind begeisterungsfähig, genießen das Leben, fühlen uns mit allem verbunden und lieben uns genau so wie wir sind. Menschen mit einem ausgeglichenen Feuerelement geben und teilen gerne. Sie strahlen von innen heraus, können sich klar ausdrücken und herzlich lachen. Doch das Feuer hat verschiedene Gesichter. Es kann gemütlich flackern und wohltuend wärmen. Es kann aber auch gefährlich werden und alles verbrennen. Dabei geht dieser Wandel vom Gleichgewicht zum Übermaß oder Mangel oft blitzschnell vonstatten. Menschen mit einer starken Feuerenergie reißen andere mit, bringen ein Publikum zum Lachen, aber neigen auch zu extremen Stimmungsschwankungen. Wenn die Begeisterung für sie erlischt, fühlen sie oft Einsamkeit und Leere in sich aufsteigen.
Allgemein besteht in den Industriegesellschaften eine Tendenz zur Überaktivierung des Feuerlements, durch Schnelligkeit unseres Lebensstils, moderne Medien und zuviele Stimulanzien für die Sinne. Das betrifft zu hohen Kaffeekonsum, Alkohol, aber auch ständiges Berieseln durch Fernsehen oder durch Musik.

Das Herz regiert den Körper

Organisch sind dem Feuerelement in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als Jin-Organe Herz und Herzbeutel zugeordnet, als Yang-Organe Dünndarm und Dreifacherwärmer. Das Herz hat dabei eine Schlüsselposition inne. In den alten TCM-Schriften heißt es, es sei der Kaiser - denn es regiert über alle anderen Organe. Die übrigen Organe des Feuerlements haben eine Schutzfunktion inne: Der Herzbeutel schützt das Herz. Der Dünndarm - in den alten Schriften als Privatsekretär bezeichnet - hat die Aufgabe, im Alltag das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Und der Dreifacherwärmer - als Beamter für das Wärmesystem - regelt unsere physischen und psychosozialen Schutzmechanismen.
In der TCM wird der Elementargeist des Feuer-elements Shen genannt. Dies kann mit „Bewusstsein“ übersetzt werden. Das Shen entspricht einer uns innewohnenden höheren Intelligenz, die spontan und intuitiv Körper und Geist regiert, lenkt und ausgleicht. Wenn unser Shen gesund ist, dann haben wir eine klare Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis, emotionale Stärke, sind humorvoll und haben einen guten, erholsamen Schlaf.

Anzeichen einer Herzenergieschwäche

Ist unsere Herzenergie dagegen geschwächt, werden wir schnell unruhig, und wissen oft nicht warum. Diese Unruhe wurzelt meist in einem schon in der Kindheit erfahrenen Gefühl, getrennt und ausgegrenzt zu sein, vom großen Ganzen und von der Gemeinschaft. Dieses Gefühl kann beispielsweise entstehen, wenn uns unsere Eltern vor allen Erfahrungen schützen wollen und wir uns nicht ausprobieren können, in der Natur und in Gemeinschaften. Wenn wir dieses Urvertrauen ins Leben als Kind nicht erfahren haben, neigen wir in schwierigen Lebenssituationen oder bei Veränderungen schneller zu Unruhe und Ängsten, sei es bei Gefühlen der Ausgrenzung auf dem Arbeitsplatz, durch Umzug oder Krankheit. Durch diese Ängste wird unsere Herzenergie dann noch zusätzlich geschwächt. Da diese subtile Unruhe auch sehr unangenehm ist, versuchen wir, sie zu verdrängen anstatt sie im Körper zu fühlen.
Aber auch wenn wir als Kind die Erfahrung gemacht haben, dass Liebe und Zuwendung nur als Gegenleistung zu bekommen sind, und als Erwachsene dann meinen, dass wir viel dafür tun müssen, kann dies die Herzenergie schwächen.
Wenn die Herzenergieschwäche fortschreitet, entstehen Körpersymptome: Zunächst sind dies eine blasse Haut, Kurzatmigkeit, Appetitmangel, Konzentrationsstörungen und vermehrtes Schwitzen. Im weiteren Verlauf kann es zu Herzklopfen, Schwindel, totaler Erschöpfung, Schlafstörungen und Depres-sionen kommen. Während viele Menschen bei einer beginnenden Herzenergieschwäche noch versuchen, die beginnende Erschöpfung durch Aktivismus und „Überdrehen“, wie schnelles Reden, zu kompensieren, ist dies in fortgeschrittenen Stadien nicht mehr möglich – Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit treten auf, „die Luft ist draußen“.

„Innere Pforte“ zur Harmonisierung

Bei schlechtem Schlaf, Herzklopfen, innerer Unruhe und Übelkeit hilft es, den Punkt Perikard 6 (auch innere Pforte genannt) zu halten. Dieser liegt drei Finger über der mittleren Handgelenksfalte, zwischen den beiden Sehnen. Er harmonisiert die inneren Organe und beruhigt den Geist.

Tipps zur Selbsthilfe

Um unsere Herzenergie zu stärken, ist es erst einmal wichtig, die Unruhe und andere schwächende Gefühle immer wieder bewusst zu machen. Denn sonst verdrängen wir diese Gefühle in den Körper, was dann irgendwann zu den oben beschriebenen Symptomen der Herzenergie-Schwäche führen kann. Sehr hilfreich ist es, sich die eigenen Überzeugungen bewusst zu machen, die unsere Herzenergie schwächen. Das können Sätze sein wie „ich bin nur liebenswert, wenn ich etwas dafür tue“, oder: „mich mag ja eh keiner“. Dabei geht es darum, diese Glaubenssätze erst einmal zu erkennen und sie anzunehmen, um sie dann im zweiten Schritt loszulassen.
Eine einfache, aber schöne Übung, um die Selbstliebe zu stärken, ist, sich nach dem Duschen so liebevoll einzuölen, wie man es bei einem geliebtem Menschen tun würde. Dies lässt sich gut in den Alltag integrieren. Tanzen, Spielen und Lachen stärken ebenfalls das Herz. Das gelingt natürlich am besten, wenn wir uns dafür mit Freunden verabreden oder uns Zeit mit unseren Kindern nehmen. Auch tut es gut, dem Feuerelement im Alltag mehr Aufmerksam zu schenken, sei es auch nur durch das Anzünden von Kerzen beim Abendessen. Auf diese Weise kann man sich mit dem Geist des Feuers neu verbinden.
In der Ernährung stärken alle bitteren Lebensmittel wie Mandeln, Rucola, Artischocken, Löwenzahnsalat und -tee die Herzenergie. Kaffeeliebhaber dürfen ebenfalls auf ihren Genuss kommen, denn auch Kaffee kann in Maßen heilsam wirken.
In der TCM gibt es viele Methoden, um die Herz-energie ins Gleichgewicht zu bringen. Eine wichtige Basis ist hierfür ein einfühlsames Gespräch, bei dem auch die persönlichen Elemente-Muster erfasst werden. Oft können dann schon kleine Anregungen für Veränderungen im Alltagsverhalten krankmachende Gewohnheiten und Konzepte verändern. Selbst in starre, frustriert hingenommene Strukturen kann Bewegung kommen. Durch Akupunktur und Akupressur (Shiatsu) sowie spezielle, individuell gemischte Tees können die Herzenergieschwäche-Symptome und die zugrundeliegende emotionale Struktur direkt und ursächlich behandelt werden. Auf diese Weise können auch zurück liegende emotionale Verletzungen geheilt und neue Entscheidungen für ein erfüllteres Leben getroffen werden.

Bernd Monecke ist seit über 20 Jahren Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Chinesische Medizin und Reikilehrer. Er gibt TCM Seminare zu den Fünf Elementen in Verbindung mit schamanischer Arbeit.
Kontakt:
Tel.: 030 - 47 37 46 68
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