Das Holz-Element: Freiheit braucht auch klare Grenzen

Dem Element Holz sind in der TCM die Leber und die Gallenblase zugeordnet. Die Leber sorgt für den gleichmäßigen Fluss von Energie (Qi) und Emotionen, insbesondere der Wut. Die Gallenblase steht für Entscheidungskraft und Zielstrebigkeit. Der Heilpraktiker Bernd Monecke beschreibt, wie wir ein Ungleichgewicht in der Wandlungsphase Holz erkennen und regulieren können.

Von Bernd Monecke

Das Holzelement ist eine von fünf Wandlungsphasen, mit denen der Mensch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in ein spezielles Diagnose- und Therapiekonzept eingeordnet wird. Ihm sind das Frühjahr, der Wind und der Neubeginn zugeordnet. Wenn die Vögel zwitschern und der Frühlingswind den Rest der winterlichen Trägheit rauspustet, durchbrechen junge Pflanzsprösslinge die Erdkruste und streben nach oben, dem Licht entgegen. Dies ist auch die natürliche Energiebewegung des Holzes im menschlichen Körper: traditionell sind dem Holz die Kindheit und die Jugend als Lebensphasen zugeordnet. Es geht ums Wachsen, aber auch um das Durchbrechen von Grenzen. Das Holz-Element kann sich gut entwickeln, wenn wir von klein an genug Halt, aber auch Raum für unsere Entwicklung bekommen. Dies ist der Fall, wenn wir Freiheit erfahren, aber auch klare Grenzen.

Das Wissen der alten Daoisten entsprang ihren Naturbeobachtungen. Der Bambus, als flexibles, widerstandsfähiges Gewächs, vereint die guten Qualitäten des Holzelements. Immer grün und flexibel erträgt er extreme Wetterbedingungen. Er durchbricht sogar Mauern und beugt sich, ohne zu brechen.

„Leber und Galle spucken“

In der Gefühlswelt sind dem Hauptorgan des Holzelements, der Leber, die Wut zugeordnet. Unausgelebte Wut zeigt sich auch in Ungeduld, Reizbarkeit, Frustration, Aufsässigkeit und Intoleranz. Aber auch, wenn wir zu viel Wut herumtragen, „Gift und Galle spucken“ und diese Gefühle bewusst oder unbewusst schlecht loslassen, kann das irgendwann zu körperlichen Symptomen führen. Die Leberenergie stagniert dann, und es können verschiedene Krankheiten entstehen, die letztlich auf ein blockiertes  Leber-Qi zurückzuführen sind: angefangen von Depressionen über Allergien, Verdauungsprobleme, Kopf, - Bauch, - und Menstruationsschmerzen, bis hin zu Leber- und Gallenproblemen. Auch Sehnenentzündungen und Sehstörungen können auftreten, da sie Augen, Sehnen und Muskeln der Leber zugeordnet sind.

Der unausgeglichene Lebermensch

Bei Menschen mit Leberenergie-Stau, zeigen sich starke Stimmungsschwankungen und Verspannungen. Sie fühlen sich oft benachteiligt und beziehen alles auf sich selbst. Um sich besser zu fühlen, kritisieren und verurteilen sie andere. Sie denken in Klischees und festen Kategorien, in die sie ihre Mitmenschen und sich selber einordnen.
Lebertypen können sehr dominant sein. In ihrem blinden Aktionismus treten sie anderen Menschen unbeabsichtigt auf die Füße. Sie sind oft ungeduldig, frustriert und genervt. Sie beherrschen sich meist gut vor Wutausbrüchen, da sie sich vor den Folgen fürchten. Es sei denn sie treffen auf Schwächere, wie Kinder, Untergebene oder Haustiere.

In den Fluss kommen

Wie können wir das Leber Qi wieder in seinem natürlichen Fluss unterstützen, um wieder ausgeglichener und gesünder zu werden und zu bleiben? Bewegung bringt das Leber-Qi in Fluss. Von Kampfkünsten bis hin zum Walken und Qi Gong. Sich bewusst  streiten lernen, anstatt den Ärger runterschlucken; Ansprüche loszulassen und sich einfach akzeptieren, wie man ist; bewusst freundlicher zu sich und anderen sein. Manchmal kann es auch helfen, den Tagesrhythmus zu verändern: Wer vor 23.00 schlafen geht, stärkt Leber und Gallenblase, da diese Organe bis 3.00 Uhr ihre Hauptaktivität haben und sie der Schlaf um diese Zeit am besten regeneriert. Genauso gut ist ein Mittagsschlaf um die „Ebbezeit“ der Leber zwischen 13:00 und 15:00 Uhr.

Der ausgeglichene Lebermensch

Menschen mit einer gesunden Leberenergie haben klare Vorstellung vom eigenen Lebensweg und sind geduldig im Vertrauen. Sie sind zielstrebig, optimistisch und selbstbewusst. Außerdem zeichnen sie sich durch Güte, Wohlwollen und Aufrichtigkeit aus. Sie sind klar und unabhängig, ohne andere durch ihre Kraft und Selbstständigkeit einzuschränken. Vielmehr entfalten sie ihre Persönlichkeit und Kreativität in Harmonie mit ihren Mitmenschen.
Speziell in Partnerschaften zeigt sich ein ausgeglichenes Holz-Element in einem humorvollen, fröhlichen, flexiblen und kreativem Umgang miteinander. Ausgeglichene „Holzpaare“ können Pläne auch wieder loslassen und finden sicher und motiviert neue Lösungen, treten für Gerechtigkeit ein und geben nie die Hoffnung auf.

Die Leber als Visionär

Ist die Holzenergie im Fluss kann sich auch Hun, der spirituell-geistige Teil der Seele leichter entfalten. Nach den Vorstellungen der alten Chinesen ist die Leber Sitz von Hun.

Hun verbindet uns mit dem kosmischen und befördert das spirituelle Wachstum. Es steht auch in Verbindung mit unserer Vorstellungskraft und Phantasie. Die Kraft der Vision und die Fähigkeit, etwas Zukünftiges zu erträumen, sind Ausdruck dieses Aspekts der Leber.    

 

Bernd Monecke ist seit über zwanzig Jahren Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Chinesische Medizin und Reikilehrer. Er gibt TCM Seminare zu den Fünf Elementen in Verbindung mit schamanischer Arbeit.
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